16. Juni 2020
S.K. Strack • 16. Juni 2020
16.Juni 2020
Seit zwei Wochen stehe ich vor einer Wand aus Wörtern, die mir den Weg zum Ende vom "Erbe in deinem Blut" versperrt.
Ich starre verzweifelt auf den Bildschirm, doch irgendwie stimmt da etwas nicht. Irgendwo hat einer der Charaktere eine falsche Entscheidung getroffen, die zu diesem Chaos führt. Und seit wann ist mir der Bösewicht so sympathisch? Ich hatte Pläne für ihn und jetzt sieht er wie einer der Guten aus, dabei gibt es in dieser Geschichte eigentlich keine Guten. Es gibt nur die weniger Bösen. Nein auch das trifft es nicht ganz. Eigentlich sind alle brutale Verbrecher. Punkt. Daran gibt es nichts zu rütteln.
Also was stimmt hier nicht. Ich weiß wie die Geschichte enden wird, also wo habe ich die falsche Richtung eingeschlagen? Ich habe bereits das letzte Kapitel, das ich geschrieben habe, komplett verworfen. Jetzt suche ich verzweifelt die Stelle, ab der alles schieflief.
Gerade hasse ich, was ich hier tue. Mir fehlt einfach jemand, der mit mir zusammenarbeitet. Langsam entwickelt sich das zu einem echten Problem. Vielleicht sollte ich mich auf die Suche nach einem Partner machen. Allerdings fehlt mir in dieser Sache der Antrieb. Ich bin eher eine Einzelgängerin. Zudem bin ich extrem stur und so mancher bezeichnet mich als zynisch. Es ist nicht gerade einfach mit mir klarzukommen. An schlechten Tagen, will nicht mal ich in meiner Nähe sein.
Verdammt! Das ist zum Haare raufen.
Ich werde wohl alleine weitermachen, denn so wie ich mich heute fühle, liegen einige sehr schlechte Tage vor mir. Ich hasse dieses Gefühl, alleine im Dunkeln durch einen Irrgarten zu laufen. Es macht einfach keinen Sinn heute noch weiter durch mein Manuskript zu irren. Ich werde jetzt ins Bett gehen, mir meine Kopfhörer auf die Ohren setzten und mich mit reichlich Metal beschallen.
Tag X 1. Juni 2020 Heute setzte ich die Uhr wieder auf null. Ich zähle nicht mehr die Tage seit ich begonnen habe Kathys Geschichte zu schreiben, denn ich arbeite längst nicht mehr nur an Kathy. Im März übermannte mich eine weitere Idee und ich gab ihr nach. So arbeite ich nun auch an "Das Erbe in deinem Blut", einer Mafia Geschichte. Erst glaubte ich, so dem Chaos in meinem Kopf Herr werden zu können, doch irgendwie hatte ich verdrängt, wie groß das Chaos dort oben ist. Charaktere springen wild durcheinander und versuchen, mich in ihr Setup zu entführen. Es ist als ob man mehrere Filme gleichzeitig sieht. Egal, wo ich auch hinsehe oder was ich mache, es läuft mindestens immer ein Film in meinem Kopf ab. Auch wenn ich schreibe, tauchen plötzlich Personen auf, die gar nicht in der Geschichte zu suchen haben und bringen alles durcheinander. Nicht selten lasse ich mich von diesen Eindringlingen ablenken und folge ihnen. Der Bildschirm vor mir verschwimmt. Ich tauche in eine neue Welt ab und in eine unbekannte Situation ein. Schüsse fallen. Ich laufe um mein Leben. Sirenen heulen. Doch dann lachen Kinder. Warmer Sand unter meinen Füßen. Ein Ball trifft mich an der Schulter. Schwarze Haare wehen mir ins Gesicht. Hä? Ein Junger muskulöser Mann spricht mich an. Das Spiegelbild in seiner Sonnenbrille ist nicht meines. Ich verlasse den Augenblick und beobachte alles aus der Vogelperspektive. Wieder fallen Schüsse. Jemand packt meinen Oberarm und zerrt mich mit sich weg. Er schupst mich in ein Auto. „Noch ein Kaffee?“ Die Stimme meines Sohnes dringt durch die Motorgeräusche und Schüsse. Der Bildschirm taucht wieder vor mir auf. „Mama?“ Ich sehe zu meinem Sohn und erkenne dieses besondere Lächeln, das mir verrät, dass ich schon wieder teilnahmslos vor mich hingestarrt habe. Meine Familie kennt das bereits von mir und überlässt mich immer öfter dem, was auch immer dann in meinem Kopf geschieht. An guten Tagen sind es nur zwei oder drei Ideen, die um meine Aufmerksamkeit buhlen. An Schlechten jagen Dutzende Szenarien durch meinen Kopf, bis ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Mein Herzschlag beschleunigt sich und mein Blutdruck steigt. In meinem Kopf setzt sich ein schmerzhaftes Pochen fest. Dann ist es soweit. Ich muss abschalten. Ich nehme mir irgendein Buch und beginne zu lesen. Ich muss die Stimmen in meinem Kopf zum Schweigen bringen. Jedoch scheinen diese kleinen Dämonen genauso stur wie ich zu sein. Sie lassen sich nicht einfach verjagen. Sie verstummen zwar, aber sobald ich meine Augen schließe, kriechen sie wieder in mein Bewusstsein zurück und rauben mir sogar meinen Schlaf. Also habe ich beschlossen, meine Vorgehensweise zu ändern. Ich habe bereits begonnen, die Ideen, die sich in meine Gedanken drängen, aufzuschreiben. Ich skizziere sie grob und hoffe so, sie zu besänftigen, damit ich mich auf mein aktuelles Projekt konzentrieren kann. Auch habe ich einen festen Tagesplan erstellt, der regelt wann ich an den einzelnen Projekten arbeite. Jedoch lässt die Umsetzung zu wünschen übrig. Zu oft kommt mir der Alltag in die Quere und ich darf nicht vergessen, dass ich immer noch hauptberuflich Mutter und Hausfrau bin. Ich will mich auch gar nicht beschweren, schließlich habe ich mir das so ausgesucht, und ich bereue meine Entscheidung nicht. Natürlich gibt es Tage, an denen ich mich den Was-wäre-gewesen-Gedanken hingebe, jedoch komme ich meistens zu der Erkenntnis, dass ich keines meiner Kinder missen möchte, auch wenn sie mich manchmal zur Weißglut treiben. Besonders anspruchsvoll ist der Alltag seit die Schulen wegen der aktuellen Pandemie geschlossen wurden. So wie alle Eltern mussten auch wir uns der Herausforderung des Homeschoolings stellen. Und ich habe erkannt, dass es absolut die richtige Entscheidung war dem Lehramt fern zu bleiben. Ich liebe Kinder und ich arbeite auch gerne mit ihnen, doch alleine der Gedanke an 25 Stück von diesen süßen Monstern in einem Raum, lässt den Angstschweiß fließen. Von Teenagern wollen wir erst gar nicht sprechen. Nein. Nein. Das ist definitiv eine Entscheidung, die ich nicht bereue. Doch bleibt festzuhalten, dass es mir trotz dieser neuen Herausforderung gelungen ist, weiter an meinen Projekten zu arbeiten. Ich saß mit meinen Kindern an unserem großen Esstisch und während sie brav ihre Wochenpläne bearbeitet haben, habe ich meiner Fantasie freien Lauf gelassen. Zwar musste ich zwischendurch immer wieder mal in meinen. Gedächtnis nach vergrabenem Wissen suchen und sogar eine neue Fremdsprache erlernen, doch es hat Spaß gemacht. Auch wenn ich das meinen Kinder gegenüber nicht zugeben werde. Das lässt mich aufrichtig hoffen, dass es mir ebenfalls gelingen wird, das Chaos in meinem Kopf zu bändigen. Auch wenn sich da gerade wieder einige vorlaute Sturköpfe zu Wort melden.
Der letzte Tag des Jahres. Zeit tief durchzuatmen und mit vielem abzuschließen. Es bringt nichts mir meinen Kopf über "wenns" und "abers" zu zerbrechen. Ja, ich habe Fehler gemacht, dass werde ich nicht vergessen. Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Egal wie sehr ich mir das bei manchen Dingen auch wünsche. Allerdings halte ich mich für lernfähig und hoffe daher meine Fehler nicht zu wiederholen. Dieses letzten 12 Monate waren extrem aufwühlend und kräftezehrend. Meine persönlich Komfortzone wurde eingerissen. Ich wurde in die Enge getrieben. Mein Leben wurde zu einem Schlachtfeld, auf dem es bald nur noch Opfer gab. Ich musste all meine Grenzen überschreiten, um nicht völlig den Halt zu verlieren. Dabei habe ich gelernt, was wahre Freundschaft bedeutet. Ich nahm die Hand, die man mir reichte, an. Ich kämpfte und schließlich fanden wir als Familie unseren Weg. Wir arbeiteten Stück für Stück daran das Schlachtfeld zu räumen. Wir haben gelernt, zu schätzen, was wir an uns haben, und dass wir stolz auf uns sein können. Als Familie werden wir auch in Zukunft die Hindernisse, die sich vor uns auftun werden, überwinden. Auch wenn uns einige unüberwindbar vorkommen. So zum Beispiel die Tatsache, dass mein Mann mit 38 Jahren bereits seinen 3. Herzinfarkt hatte. Leider sind die Gespräche mit den Ärzten nicht gerade aufmunternd. Und die ganzen Weisheiten, die einem von Mitmenschen unterbreitet werden, ob man es hören möchte oder nicht, helfen uns auch nicht weiter. Es fühlt sich mittlerweile so an, als hätte unsere gemeinsame Zeit ein Verfallsdatum bekommen. Und mit jedem Tag, der vergeht, wächst meine Angst, den Vater meiner Kinder, die Liebe meines Lebens, zu verlieren. Wir sind kein besonders harmonisches Paar. Das waren wir nie. Wir hatten viele Höhen und noch mehr Tiefen zu bewältigen. Aber wir sind beide Kämpfer. Wir geben nicht auf. Wir sind gemeinsam an unseren Herausforderungen gewachsen. Und auch wenn mich seine Macken oft auf die Palme bringen, kann und will ich mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen. Er ist ein Teil von mir. Solange er bei mir ist, kann ich daran glauben, dass alles gut werden wird. Ohne ihn wäre ich nie die geworden, die ich heute bin. Er hat mich stärker gemacht. Er hat an mich geglaubt, als ich es nicht tat. Er steht stets hinter mir und erfüllt mir meine Wünsche, besonders die, die ich nicht ausspreche. Er hilft mir meine Träume zu verwirklichen und meine Ziele zu erreichen und das obwohl ich eine zynische Zicke bin, die sich meistens nicht mal selbst ausstehen kann. Ich habe keine Ahnung, was mich so besonders macht, dass er mich liebt. aber er tut es. Er zeigt es mir jeden Tag in vielen kleinen Gesten und manchmal auch mit großen. Und was tue ich? Ich verschließe mich, weil ich Angst habe. Angst vor dem Schmerz an dem Tag, wenn er mir genommen wird. Es tut schon jetzt schrecklich weh. Und ich schäme mich dafür, dass ich diese Mauer um mich aufgebaut habe. Daher wünsche ich mir für die Jahre, die vor uns liegen, Kraft. Viel Kraft. Kraft, damit ich für die Menschen, die ich liebe, so da sein kann, wie sie es verdient haben und brauchen. Kraft, damit ich ihnen sagen und zeigen kann, wie sehr ich sie liebe. Ihr habt es verdient. Hört ihr? Ich liebe Euch! Euch, meine 5 Kinder Dich, meinen Seelenverwandten Dich, meinen kleinen Bruder Euch, meine Eltern Dich, meinen Großvater Euch, meine Cousine und ihre zwei süßen Kinder Dich, meine verschollene Patentante Euch, meine Verwandten, die ich viel zu selten sehe Und Euch, die wenigen treuen Freunde, die ich habe Danke, dass Ihr Teil meines Lebens seid.
Endlich. Nach Tagen des Durcharbeitens, schlaflosen Nächten und Dauerhaareraufens war es heute Morgen um 4:30 Uhr soweit. Ich habe mein Buch veröffentlicht. Mehrfach hatte ich in den letzten Tagen an mir gezweifelt und darüber nachgedacht aufzugeben. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich nicht in der Lage sei, mein Ziel zu erreichen. Doch obwohl von fürchterlichen Selbstzweifeln zermürbt, habe ich mich durchgebissen, mich immer wieder zur Disziplin ermahnt. Und zum Schluss konnte mich sogar die viel gefürchtete Software nicht aufhalten. Dann endlich erschien der freundliche Hinweis, dass mein Buch nun überprüft würde und das dieser Vorgang bis zu 72 Stunden dauern könnte. Also war warten angesagt. Allerdings nicht so lange wie befürchtet. Als mein Mann mich nach viel zu wenigen Stunden Schlaf weckte, war ich natürlich total geduldig. Nein, war ich nicht. Ich griff, noch bevor meine Augen richtig auf waren, zu meinem Smartphone, wo tatsächlich eine Mail auf mich wartete. Nervös tippte ich mich durch das Menü. Ich las die Nachricht. Halt noch mal. Da stand, dass mein Buch jetzt online sei. Fassungslos rief ich die KindleApp auf. Mit zitternden Fingern suchte ich nach meinem Buch. Dann erklang ein Urschrei. Mein Buch war online! Da stand es: Kathy - Modern Lovestory - von S.K. Strack. Mein Herz raste plötzlich. Der Schlafmangel war vergessen. Doch erst Stunden später, als ohne Vorwarnung Tränen meine Wangen hinunter liefen, realisierte ich, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Ich konnte mich gar nicht mehr beruhigen. Die ganze Anspannung der letzten Tage fiel von mir ab. Und erst jetzt wird mir bewusst, wie sehr mich diese Endphase geschlaucht hat. Ich bin müde und erschöpft. Zwar möchte ich sofort mit Buch 2 – Fallen Angel – weitermachen, doch ich muss wieder einmal erkennen, dass ich keine 20 mehr bin. Ich muss dringend Kraft tanken. Also geht es heute früh für mich ins Bett. Ich hoffe nur, Kathy geht es da draußen gut.
Puh! Das war ein hartes Stück Arbeit. Zuerst habe ich die Technik bezwungen. Zwar eher per Zufall, aber das ändert nichts am Ergebnis. Höchstens etwas am Zustand meiner Nerven. Dann war ich mit meiner Muse duschen. Hey hey! Sofort weg mit diesen unanständigen Gedanken. Ich bin ein anständiges Frauenzimmer. Also zur Erklärung. Ich kam mit meinem Vor- und Nachwort für “Modern Lovestory” nicht weiter. Ich mag diese Worte schon nicht. Wen wundert es da, dass meine Muse nicht ihre Lippen spitzen wollte. Es war zum Haare raufen. Ich las Dutzende Versionen von anderen Autoren und musste schließlich feststellen, dass es keine Richtlinien, an die ich mich hätte halten können, zu geben scheint. Jeder hat seinen eigen Stil. Nun gut, einfache Schlussfolgerung. Ich muss in meinem Stil schreiben. Einfacher gesagt als getan. Die Muse würdigte meine Erkenntnis nicht. Verzweifelt rief ich eine Freundin an. Ich schilderte ihr das Desaster und sie tat, was ich so an ihr liebe. Sie plapperte drauf los. Warf all ihre Ideen und Gedanken in den Raum. In meinem Kopf formte sich eine Mindmap. Die zündende Idee verweigerte meine Muse jedoch weiterhin. Zickiges Weibsbild! Da blieb mir nur noch eins zu tun. Klamotten runter und ab in die Dusche. Ich weiß auch nicht warum, aber kaum berührt das Wasser meinen Körper, entspannt sich nicht nur dieser, auch meine Gedanken beginnen, sich von ihren starren Formen zu lösen. Das hat mir schon mehrfach während der letzten Jahre geholfen. So auch dieses Mal. Meine Gedanken flossen in die Mindmap. Alles vermischte sich zu einem kunstvollen Geflecht. Und plötzlich war sie da, meine Muse, und erleuchtete mich. Erst Worte, dann ganze Sätze tauchten auf meinem imaginären Notizblock auf. Ich stürmte aus der Dusche. Kaum dass ich das leere Dokument geöffnet hatte, füllte sich auch schon die Seite. Ich bin mit dem Ergebnis zufrieden. Es gibt ein ganzes Stück von mir Preis. Und auch, wenn ich das so wollte, macht es mich nervös. Nun hoffe ich, dass es Euch gefallen wird. Wenn nicht, ist das auch nicht der Weltuntergang. Mir gefällt es. Es passt zu mir. Wieder eine Herausforderung gemeistert und es warten noch einige. Ich liebe es!
Natürlich ist es mir gelungen, mein letztes nächtliches Vorhaben umzusetzen. Allerdings sind mir dann die Feiertage in die Quere gekommen. Meine Eltern kamen, so wie jedes Jahr, am Weihnachtsmorgen zu Besuch und verbrachten den Tag bei leckerem Essen und dem Gitarrenspiel meines Ältesten mit ihren Liebsten. Diese Familienzeit ist mir unglaublich wichtig. Auch wenn man sich vielleicht nicht immer gut versteht, so hält die Familie dennoch zusammen. Doch nun sitze ich wieder an meinem Schreibtisch und widme mich meinem Traum. Kathy! Die Tage verstreichen und meine selbst gesetzte Deadline rückt beständig näher. Also ran an die Arbeit.
Tag 1523 und noch kein Ende in Sicht. Nachdem ich gestern, wie angekündigt, einen Familientag eingelegt habe, wollte ich heute ganz besonders fleißig sein, doch leider hat mir die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ja, die Natur. Einmal im Monat kommt die Woche, in der es mir besonders schwer fällt, mich zu konzentrieren und die Augen offen zu halten. Also habe ich heute Stunden vor dem Computer verbracht und kaum etwas geschafft. Leider. Allerdings gebe ich nicht auf. Ich hatte mir fest vorgenommen, heute fertig zu werden, denn morgen wollte ich mich mit der Software zum Hochladen beschäftigen. Es graust mir jetzt schon davor. Trotzdem muss ich da durch. Und außerdem sind meine Retter ja vor Ort. Mein Ältester und mein Mann. Während sie meinen Computer retten, werde ich laut fluchend ausflippen. Das klingt doch nach einem Plan, oder? Einige würden das nun als eine wage Vorhersage betrachten. Andere wissen, dass es eine unabwendbare Tatsache ist und sie haben recht, weil 1.: Ich bin kein Stück geduldig. 2.: Computer und ich, das geht nie gut, da ich vor Jahren den Anschluss verloren habe. 3.: Mein unbändiges Temperament zeigt sich sehr häufig, wenn Computer und ich aufeinandertreffen. Also werde ich morgen eine große Kanne Tee kochen, bevor ich den Computer hochfahre. Auf Zucker und Kaffee werde ich vorsorglich schon ab jetzt verzichten. Sicher ist sicher. Habe ich schon erwähnt, dass ich in dieser besagten Woche extrem reizbar bin? Nein? Okay, Ihr wisst von nichts, falls Ihr etwas Verdächtiges in der Bildzeitung lesen solltet. Ganz besondere Warnung für meine Nachbarn. Solltet Ihr seltsames Geschrei vernehmen, macht schnell die Rollos runter und tut so, als wäret Ihr nicht zu Hause. Ich empfehle euch Ohrstöpsel. Allerdings kennt Ihr mich nun auch schon seit einigen Jahren und grüßt mich immer noch. Und außerdem kann ich auch sehr umgänglich und nett sein. Manchmal.
und schon wieder neigt sich die Geisterstunde dem Ende. Nachdem ich den gestrigen Tag voll und ganz meiner Familie gewidmet habe, fiel es mir heute recht schwer an meinen Schreibtisch zurückzukehren. Daher war es ein Leichtes für meine Mädchen mich zum Basteln zu überreden. Wir hatten eine Menge Spaß und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Unsere Gartentür wird nun von glitzernden Noten und Sternen geziert und die Haustür lässt die Festtagsstimmung erahnen. Auch haben wir unseren Jahresbaum geschmückt, wobei nur selbst gebastelte Schmuckstücke ihn zieren dürfen. Dieses Jahr sind wieder einige tolle Stücke hinzugekommen. Ich steuerte einen “Kathy”-Anhänger bei. Da haben es die Musen wirklich gut mit mir gemeint. Dann gab es noch ein leckeres Essen von meinem Mann und nun hat mich der Schreibtisch wieder. Da ich Morgen aber auch wieder einen Familientag einlegen werde, fasse ich mich heute kurz, denn ich möchte noch ein wenig vorarbeiten. Ich wünsche eine gute Nacht.
Tag 1519 neigt sich seinem Ende und geht schlaflos in Tag 1520 über. Während des gesamten letzten Tages habe ich bereits versucht, für die heutig Nacht bez. den heutigen Tag vorzuarbeiten. Denn heute wir mein zweiter Sohn, also Kind Nummer 3, ein Teenager und das bedeutet, dass ich in wenigen Stunden Muffins für die Schule backen werde. Sehr wahrscheinlich ist es das letzte Mal, denn aus Erfahrung weiß ich, dass ab nun meine liebevollen Bemühungen als Peinlichkeit angesehen werden. Spätestens in einem Jahr wird er die Muffins zu Hause vergessen, nachdem er wochenlang verzweifelt versucht haben wird, seinen Geburtstag aus meinem Gedächtnis zu löschen. Als ob das möglich wäre. Daran sind schon seine älteren Geschwister gescheitert. Ich werde also auch in einem Jahr wieder Muffins backen, allerdings nur noch für uns. Denn Muffins gehören bei uns, seit mein Ältester in den Kindergarten kam, zu jedem Geburtstag dazu. Wer jetzt glaubt, dass meine Jungs ab heute zu cool für ihre Mama wären, den belehre ich gerne eines Besseren. Schon seit einigen Jahren sammele ich Coolnesspunkte – ich kann nicht glauben, dass ich das geschrieben habe – bei meinen Kindern. Um genau zu sein seit dem Zeitpunkt, da mein Ältester an mich herantrat, um mich etwas zu fragen und ich ihn dank meiner Ohrstöpsel – ich höre immer Musik, wenn ich schreibe – nicht wahrnahm. Er zog also, in dem Bestreben meine Aufmerksamkeit zu erlangen, einen meiner Ohrstöpsel heraus. Ich drehte meinen Kopf in Richtung des Störenfrieds. Sein irritierter Blick war zu komisch. „Seit wann hörst du Metal?“, entfuhr es ihm. Ich zuckte lässig mit den Schultern. Ich tat es schon seit meinen Teenagertagen. Also irgendwie schon immer. Nur hatte ich mich dem allgemeinen Irrglauben, Metal sei böse und nichts für Kinder, gebeugt. Ich hatte es vor allen versteck. Das war nun vorbei. Seit diesem Tag läuft Metal hier in fast allen Zimmern. Meine Söhne und ich bekennen uns ganz offen zu unseren “schwarzen Seelen”. Obwohl wir keine Ziegen köpfen, Blut trinken oder meinen Stellvertreter Satan anbeten. Wir zelebrieren unsere Leidenschaft anders, wie zum Beispiel durch kraftvolles, völlig schiefes Mitgrölen unserer Lieblingssongs oder dadurch, dass wir uns ständig neue Bands gegenseitig vorstellen. Oder indem wir auch meine zwei jüngeren Töchter mit dem Metalfieber anstecken. Habt Ihr schon mal eine 6-Jährige “Stups der kleine Osterhase” growlen gehört? Nein? Ihr habt etwas verpasst. Natürlich besuchen wir auch Konzerte. So war für das heutige Geburtstagskind sein erster Konzertbesuch das passende Geschenk. Wie nicht anders zu erwarten mit dem großen Bruder und mir, der super rockigen Mama. Da das Konzert bereits letzten Monat war, kann ich Euch sagen, dass er es geliebt hat. Seine Augen leuchteten während des gesamten Konzerts wie Sterne. Wir hatten das Glück sehr weit vorne, 5. Reihe, zu stehen und somit war uns eine gute Sicht auf “Powerwolf” gegönnt. Übernächstes Jahr, 2021, wollen der Gr0ße und ich den Kleinen – er ist bereits auch größer als ich – mit nach Wacken nehmen. Genau zum “W:O:A”, dem Metalfestival. Der Große und ich waren bereits zweimal dort. Ich sagte ja, ich sei cool. Aber bevor das hier zu einem Erlebnisreport über Wacken wird, höre ich jetzt lieber auf. Kathy wartet auf mich, und nicht zu vergessen, ich muss noch Muffins backen.
Tag 1517 ist ein trauriger. Heute vor 8 Jahren schloss meine geliebte Großmutter, nach einem harten und langen Kampf gegen den Krebs und dessen Folgen, ihre Augen für immer. Sie tat ihren letzten Atemzug und war frei. Frei von Schmerzen und Qualen. Allerdings möchte ich euch heute keine Trauergeschichte erzählen. Meine Oma war ein toller Mensch. Sie war eine Kämpferin. Egal welche Hürden das Leben für sie bereithielt, sie gab nicht auf, und wenn sie fiel, dann stand sie wieder auf. Bis heute habe ich keinen Menschen getroffen, der so bedingungslos und aufopfernd geliebt hat. Sie war, zeit ihres Lebens und ist es immer noch, meine größte Inspiration. Die Liebe, die sie mir schenkte und die ich bis heute für sie empfinde, ist ein wertvolles Geschenk, für das ich von ganzem Herzen dankbar bin. Ich liebe dich Oma. Und als ob es ein Zeichen gewesen wäre, habe ich heute einen wichtigen und großen Schritt auf meinem Weg gemacht. Kathys Cover nimmt endlich Gestalt an. Bis vor wenigen Stunden war es noch eine einfache weiße Horrorvision. Mir fehlten Ideen und der Elan, mich mit dieser Ratlosigkeit auseinanderzusetzen. Doch heute gab ich nicht auf. Nach stundenlangem Gefluche hatte ich einen brauchbaren Entwurf, den ich stolz meinem Mann und den Kindern präsentierte. Mein Mann – Habe ich bereits erwähnt, dass er ein Schatz ist? Mein Schatz! – machte sie prompt an das Feintuning. Das Ergebnis ist toll. Trotz schimpfen und meckern, hat er sich für mich da durchgebissen. Ich liebe ihn einfach. Das zeigt mal wieder, was für ein gutes Team wir sein können, wenn wir wollen. Und weil heute so ein kreativer Tag war und ich wirklich glücklich bin, erzähle ich euch ein Geheimnis: Kathy hat am gleichen Tag Geburtstag, wie meine geliebte Oma.
Ganz knapp immer noch Tag 1516 und er ist nicht wie geplant, jedoch erwartet, verlaufen. Nach dem üblichen Morgenstress mussten wir uns überraschenderweise dem Wichtelwahnsinn stellen. Wer kommt auch so kurz vor dem letzten Schultag noch auf die Idee zu wichteln? Lehrer natürlich. Aber was soll´s. Wir sind hart im Nehmen. Also stürzten wir uns in die Massen von panischen Weihnachtselfen, denen heute erst aufgefallen war, dass das besinnliche Fest quasi schon vor der Tür steht. Das Datum war dieses Jahr auch völlig unerwartet früh. Nach einer erfolgreichen Jagd parkten wir mit stolzgeschwellter Brust unser treues Gefährt also wieder in der Garage. Den kurzen Aufstieg in den Wohnbereich hinter uns gebracht, stellten wir fest, dass das morgendliche Chaos auf unsere Rückkehr gewartet hatte. Pünktlich zum Eintreffen der ersten Heimkehrer waren wir der Lage Herr geworden. Allerdings machte sich dann der Schlafmangel unschön bei mir bemerkbar. Meine Augen wollten partout nicht offenbleiben. Und so geschah es. Gerade als ich das Bett meiner Jüngsten machen wollte, entschied mein Körper sich für ein komatöses, höchst unpassendes Mittagsschläfchen. Kämpfen zwecklos. 3 Stunden später weckte mich die süße Stimme meiner Jüngsten, die mir freudig mitteilte, das Essen sei fertig und Papa habe ganz lecker gekocht. Ist er nicht ein Schatz? Leider hatte mein ungeplantes Nickerchen keinen positiven Effekt auf meinen Energiehaushalt. Auf meiner Stirn stand immer noch ganz deutlich: Bitte Batterie wechseln. Doch irgendwie gelang es mir mich durch den Rest des Tages zu schleppen und ich saß endlich an meinem Schreibtisch. Kein Update! Es konnte also losgehen. Jedoch im Schneckentempo. Die Kapitel, die nun vor mir über den Bildschirm flimmerten, waren sehr emotional. Es fiel mir unglaublich schwer, sie zu bearbeiten. Armes Herzchen! Ich leide doch so gerne mit meinen Protagonisten. Und hier durfte so richtig in Herzschmerz gebadet werden. Zum Glück habe ich immer Panzerband zur Hand. So konnte ich mein gebrochenes Herz flicken und mich durch diesen emotionalen Dschungel kämpfen. Der Kampf war hart und der verführerische Ruf meines Bettes, lässt sich nicht länger ignorieren.